
Jörmungandrs Schatten (Teil 2), Buch Wandelwelten
Als neue Hoffnung aufkeimte,
sich die ersten Leuchtfeuer entzündeten.
Auszug aus Jörmungandrs Schatten. (Aldebaran erzählt) »Xandews, neuerdings auch als Schwarzbären umtriebig und von Kennern seit jeher als Düsterwinde betitelt, sind rein originär gesehen die ersten erschaffenen Spielzeugsoldaten der alten Vakuda. Ihrerseits Gowinnyjen genannt und als Schutzpatron des Mijnn auf Asgards Boden bestimmt und genau nur hierfür seinerzeit kreiert. Als kleiner Nebeneffekt diente wohl dieses besondere Augenmerk auf das Außenbild der neuen Spezies? Denn sie waren selbst sehr eitel und nicht besonders glücklich mit einigen Details daran. Vor allem vermute ich, sie wollten diese Ursprünglichkeit abstreifen, dass sie keiner mehr erkennen möge? Wie aus einigen Textfragmenten für mich ersichtlich geworden ist, befanden sie sich wohl auf der Flucht, als sie hier landeten und unsere Welt kurzerhand annektierten. Götter eben. Auch die rebellischen darunter waren nicht weniger selbstgefällig gestimmt. Liegt wohl in der Natur der Sache. Glaubst du, der Herr über alles zu sein … ja, Gowinnyjen, die Dunklen unter ihnen, sind wahrhaft dunkel, mystisch und geheimnisvoll und genauso aufbrausend emotional, zügellos und streitsüchtig und dann aber wieder komplett in die eigene Familie verschossen. So peinlich! Aber ja, dadurch können sie auch mal leicht ein paar kleinere Nichtigkeiten, Blessuren oder Fehlbestände großzügig übersehen. Trotz unbestrittener Herrschsucht und weiterer Untugenden aus dieser Ecke … aber sie meiden bis heute konsequent den Lebensraum des Mijnn|Menschen, wo immer sie können, verachten uns vielmehr zutiefst. – Vielleicht, das der Grund, warum sie uns meiden? – Dazu gibt es Theorien ohne Ende und ich bin noch nicht einmal am Ausgangspunkt des Gedankens angelangt. Und ich forsche schon längere Zeit … sie betrachten uns als minderwertige Geschöpfe, als primitiv und darum nicht wert, solch eherne Aufgabe zu meistern, wie die Verantwortung für die Erde zu tragen. Es gibt doch nichts Wichtigeres? Was Schwarzbären bis heute als ihr gottgegebenes Recht erachten und dennoch nicht darum kämpfen. Wohlgemerkt. – Allerdings sind sie auf uns, den Mijnn-Menschen, angewiesen. Auf unsere Frauen. Denn ihre Söhne, Töchter gibt es keine, werden von Mijnn-Müttern, sprich Menschen-Müttern geboren.« – Als Beweis meiner Thesen legte ich damals, am Ende des vierzehnten Jahrhunderts, Zeichnungen vor, die Menschen gemacht haben sollen – so erzählte man mir -, die man hernach als Verrückte wegsperren musste. Denn sie machten alle anderen völlig verrückt. Schürten Todesängste, die keiner brauchen konnte. Die Zeiten waren auch so schon hart genug. Ja, auf einer dieser Zeichnungen hat dieser gefährliche Mann, den sie als Wolfsmensch bezeichneten, tatsächlich Spitzohren! Und er ist sichtbar fett. Wie unästhetisch. Brrr. – Als, wenn es das gäbe? So eitel wie die sind? Die übertreffen jeden von uns … somit, völliger Blödsinn. – Wo Gowinnyjen auch gar nicht mehr wissen, wie man sein ursprüngliches Antlitz freilegt? Sie alle tragen eine Maske, die sie sich selbst nicht mehr abzunehmen vermögen. Ahnen somit selbst nichts darum, warum man einem Alanij den Schädel weder spalten noch einschlagen kann? – Nun, der ist eben stabil gebaut. Ich hab’ einen im Original gesehen. Ein wundervoller Anblick. Aber auch so bizarr, dass darum besser keiner sonst weiß. Bis die Welt eines Tages für solche Botschaften und begleitenden Erkenntnisse offen wird. Solange muss ich wohl noch warten. Mithras schickte mir viele Bilder, mich von dieser seiner Thesen wirksam zu überzeugen.

Eine schlichte These, wie wohl alles, was zeitweilig mein Tun und Lassen antreibt. Bis halt wieder etwas geschieht und die Sicht auf die Dinge grundlegend umkehrt. In diesem Fall die Geburt von Stefan vG, die alles, was ist und Jahrtausende Bestand hatte, grundlegend verändert … Gowinnyjen-Töchter können, seitdem, ebenfalls geboren werden. Nicht so häufig wie Söhne, schon klar. Sonst würde es ja irgendwem auffallen? Wer sich auch immer hier einmischte, versucht es auch weiterhin lautlos zu tun … meine Interpretation dessen, was ich hier bemerken darf. Also diese Töchter werden von solchen Schwarzbären gezeugt, die sich auf andere »Besondere«, sprich beispielsweise Smolljagds oder auch nur andere Gowinnyjen einlassen, deren Gene selbst ein dominantes Verhalten aufweisen. Das heißt für mich, es geht darum, dass sie in ihrer Arroganz bereit sind, einen Schritt zurückzutreten. Wohl das größte Problem, was Gowinnyjen für gewöhnlich haben. Sich selbst zwischendrin mal aus der Gleichung zu streichen? – Nun, ich muss zugeben, mir geht es da häufig recht ähnlich. Weshalb auch ich gelegentlich Ohrfeigen seitens meines Oberbefehlshabers zu erdulden habe – Mithras. Er ist immerhin ein Gott und ich bin nur sein Laufbursche oder auch Lehrling? Wer weiß das schon so genau, was der sich da in solchem Punkt denkt? Wenn ich es wissen will, weil ich wieder einmal vor Wut überschäume, schweigt die Gegenseite. Konsequent und dauerhaft. Sendet nicht ein Bild mehr ab! Also bin ich es letztlich, der einlenkt, denn ohne Mithras gelingt mein Unterfangen hier auf Erden nicht ganz so galant, wie ich es mir vorstellen möchte … er hat mich an den Eiern! Da komme ich nicht raus. Na ja und fast identisch verhielt es sich wohl seinerzeit mit den Gowinnyjen? Und der, der die an den Eiern hatte, schickte dann wohl den Frövjed los, das ganze Desaster etwas neu durchzumischen? – Seit dem 12.04.1965, Stefan vGs Geburt, gibt es da wirklich einiges Interessantes zu entdecken. – Ein Xandew – selbst die tief schlafende Magie einer Yolliver-Sprosse viele Generationen später – sollte ursprünglich neue Xandews zeugen. Nichts anderes als das, will heißen, Abziehbilder seiner selbst. Da sie ja als Krieger geschaffen worden, den hilflosen Mijnn vor Gefahren zu beschützen? Die Gene der Mütter werden seit dem allerersten Tag der Gowinnyjen‚schen Existenz von seinem Erbgut dominant überlagert, sprichwörtlich erschlagen. Die Mütter halten damit die Gene ihrer Söhne sauber, frischen die Blutlinie der Familie auf. Ursprünglich waren hier wohl nur Mijnns-Menschen vorgesehen. Trickreich, will ich meinen. Und schon darum keine so schlechte Idee, weil es sie zwang, den Mijnn-Menschen nicht ganz als Ungeziefer abzutun, ihnen doch wenigstens das Recht auf Leben zuzugestehen, wenn schon nicht das, auf Mitbestimmung. Ja, die Arroganz der Gowinnyjen schreit an mancher Stelle schier in den Himmel hinauf und doch öffnet dort oben niemand die Pforten und ändert es. Denn ein natürlicher Feind, im näheren Umfeld, schadet auch umgekehrt nicht. Was den Mijnn-Menschen vielleicht seinerseits davon abhielt, noch mehr unschöne Charaktereigenschaften zu entwickeln? In Sachen Egomanie sind wir ja heutzutage kaum mehr zu überbieten? Nicht einmal mehr von den Nachbarvölkern. Die, hinter dem Spiegel, meine ich. – Zurück zum Ursprungsgedanken: Also nichts anderes als Blutreinigung war angeblich – laut Aufzeichnungen – der Grund für diese Zwangsvermengung zweier so unterschiedlicher Spezies. Aber, da man weiß, dass es da schon immer Berater mit Weitblick im Umfeld gab, könnte man nochmals auf ganz andere Ideen kommen? Seine Antworten finden zu wollen … nun, sei’s drum. Egal. Elementar, entscheidend, war es wohl. Warum so genau, ist, philosophisch betrachtet, ein ganz anderes Thema. – Gentechnische Probleme sollten mit dieser Grundregel somit ausgeschlossen sein? Wenigstens so der Plan der alten Vakuda, den Gowinnyjen-Nachwuchs auf lange Sicht gesund und gut weiter entwickelbar zu halten. Und das klappte wohl über viele Jahrtausende gut … aber nichts, was ist, hält auf Dauer …
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