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Steinerne Wildsau im Südschwarzwald
Trommeln am Westweg
Schatzhauser im grünen Tannenwald
Spukhausen im Nordschwarzwald
Nicht mal ’nen Zahnstocher
Pfälzer Burgenrunde
Grünes Tal
Idylle im Chaos
Sternenpark
Vreemarr, stolze Königin im Eis
Hüter des Parks (Teil2), Buch Wandelwelten
Die Zukunft beginnt heute.
Vom Geist alter Versprechen begleitet.
Auszug aus Hüter des Parks. Bis zum nächsten Morgen weiß Ruppert dann auch, dass der als Teenager angedachte Junge Graf tatsächlich erst Sieben Jahre alt ist … ein Alter, dass er nicht mal Ben zutrauen wollte, obwohl er selbst zuhause frühreife Söhne sitzen hat und Ben, verglichen mit diesen, nicht ganz so sehr aus dem Ruder läuft. Aber eben Stefan. Aussehen eines Vierzehn- bis Fünfzehnjährigen. Verstand eines weisen älteren Herrn. Verständnis für jegliche Emotion – negative wie positive. Ahnung von nahezu jedem und allem und dem Intellekt nach, wenigstens doch ein Mathegenie, mit gleichzeitiger Begnadung zum Philosophieren. Logik und Kombinationsgabe auf höchstem Niveau angesetzt. Allgemeinwissen und Sprachkenntnisse, wie man sie bei Abi-Absolventen nur selten vorfindet. Latein genauso wie Griechisch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch. Fragmente von Russisch liegen vor … wow! – Das dürfte seinem Daniel und genauso Rainer bestens munden. Ein Gespräch mit diesem Herrn bis in die tiefe Nacht hineinzuführen. Am Lagerfeuer Studentenlieder, Wanderlieder, Selbsterfundenes zu singen und dazu Gitarre, Mundharmonika, Schifferklavier zu spielen. Sich unterm Sternenzelt fallen zu lassen … Genau die Welt seiner Söhne und seines jüngsten Freundes, der genauso wie die beiden Pfadfinder ist und dauernd an den Wochenenden in Busch und Wald unterwegs. Markus wird natürlich mitgenommen … klar. Schließlich braucht auch Ben einen Ansprechpartner. Wobei Daniels und Rainers kombinierter Sachverstand das überhohe Niveau Stefans kaum erreichen dürfte. Er selbst erreicht es ebenso wenig wie Sascha … aber darum geht es nicht. Nur darum, Wald und Flur gemeinsam zu genießen und dem stolzen Badner zuzugestehen, dass sein Teil der Bergwelt der schönere ist. Auch wenn die Grillplätze im Schwabenland häufiger sind … Stefan wird zusammen mit Ben und Robert ausreichend viele für ihre Westwegtour finden können … Stefan schwört es, bei allem, was ihm als Gelbfüßler heilig ist!
Damit schließt sich ein Bund zwischen Baden-Baden und Stuttgart für die Sommerferien 1972. Stefan zieht viele seiner Urenergien aus Gedankengut wie der Wandervogelbewegung1 samt begleitenden Liedtexten, nicht zuletzt in der Mundorgel wiedergegeben, seine persönliche Hit-Parade, in passend rot. Er bleibt für Inspiration junger, heranwachsender Quellen stets offen, bewertet sie als ebenso essenziell wie Lebensweisheiten grauer Eminenzen. Kinder sind frei im Denken, Fühlen, Handeln, frei von vorgegebener, gesellschaftlicher Zwangsläufigkeit. Kein Korsett, kein Knebel hindert sie freimütig auszusprechen, was aus ihrer Sicht schlichte Wahrheit ist. Ein ungetrübter, frischer Geist. Aber auch leicht als dominant, selbstgefällig, respektlos und kalt anzufühlen. Die Kehrseite der Natur. Mitgefühl ist unbekannt. Einzig das Recht des Stärkeren zählt. Roberts eiskalte Welt. In der ein gutgläubiger Biedermann allein gelassen erfriert. Ein Biedermann, wie Stefan selbst einer ist. Und viele neben ihm. Was Menschen letztlich als höheres Wesen qualifiziert. Sie abhebt, aber auch vom Ursprung und der dort funktionierenden Natürlichkeit, entfremdet … dieser Weg der Zivilisation, der ständig neue Abzweigungen benötigt. Rückkopplung sowie Verständnis und Verbundenheit … »Wir wollen zu Land ausfahren«2, zeitlebens eines von Stefans Lieblingsliedern … »wohl über die Fluren weit, aufwärts zu den klaren Gipfeln der Einsamkeit. Lauschen, woher der Sturmwind braust und schauen, was hinter den Bergen haust und wie die Welt so weit und wie die Welt so weit. – Fremde Wasser dort springen, sie soll’n uns Weiser sein, froh wir wandern und singen Lieder ins Land hinein und brennt unser Feuer an gastlicher Stadt, so sind wir zufrieden und speisen uns satt und die Flammen leuchten darein und die Flammen leuchten darein. – Und steigt aus tiefem Tale heimlich und still die Nacht. Und sind vom Mondenstrahle Gnomen und Elfen erwacht, dämpfet die Stimmen, die Schritte im Wald, so hört ihr und seht ihr manch Zaubergestalt und die wallt mit uns durch die Nacht und die wallt mit uns durch die Nacht. – Es blühet im Walde tief drinnen die blaue Blume fein, die Blume zu gewinnen, zieh’n wir ins Land hinein. Es rauschen die Flüsse, es murmelt der Bach und wer die blaue Blume find’n will, der muss ein Wandervogel sein, ein Wandervogel sein.« – Er sucht sie intensiv, die blaue Blume, Gnomen, Elfen, Zaubergestalten, genauso emsig, wie er nach Schatzhausers Tannenbaum Ausschau hält … das Kennzeichen vieler seiner Freunde und Mitstreiter. Dem Zauber der Fantasie zu erliegen. Zu vertrauen. Sich fallen lassen zu können. Auch gänzlich ohne Drogenkonsum … aus diesem magischen Band zwischen Städten und Generationen gewoben, entwickelt sich eine Geschichte, wie es derartige nur selten zu erzählen gibt. Außerhalb der großen Geschichten der Welt Homers, Tausend-und-einer-Nacht, Camelots, Robin Hoods oder des Nibelungenlieds. Reine Fantastereien, würden viele sagen. Und sie behalten wohl recht. Nur nicht in diesem Fall, denn man ist und bleibt sich einig. – Atypisch für ihre immer schnelllebiger, oberflächlicher, egoistischer motivierte Zeitlinie, in der sie leben. Deshalb wird Roberts Verführung — von der Gegenseite als Vergewaltigung angefühlt und vielleicht wirklich so bösartig grausam auch gemeint — tatsächlich von jedermann als tiefgreifend grauenvoll empfunden … obwohl es doch meist genau daran scheitert. Wie oft werden Opfer als »selbst schuld und verantwortlich« abgeklatscht? — Hier nicht! — Hier steht man zu dem, das man verspricht: Treu. Einig. Standfest. – Dieses Erlebnis sollte der Anfang einer wunderbaren Freundschaft werden, nicht an Leid, Kummer und Tränen erinnern, an Schuld und Sühne und Verrat … Rainer sich vorzuknöpfen, während alle ihre Argusaugen auf Liana gerichtet halten? Eine Frechheit, eine Ruchlosigkeit, wie sie übler nicht geht und ganz dem säbelzahnigen Tiger entspricht, wie Stefan seinen Robert betrachtet. Nur Ben es niemals wahrhaben will. Wo er doch indessen Zeuge wurde?
1) Als »Wandervogel« bezeichnet sich eine 1896 von Schülern und Studenten inspirierte Welle, die in freier Natur, abseits von Städten, Industrie und Fortschritt, ihren Lebensatem sucht. — 2) Text: Hjalmar Kutzleb 1911 – Melodie: Kurt vonBurkersroda 1912.
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