
Hüter der Wolkenstadt, Buch Wandelwelten
In tiefer Liebe zu Wasser.
Vom Geist alter Erinnerung verführt.
Auszug. Die große Sintflut am Ende der Eiszeit, sie steht uns unmittelbar bevor. Wo die Eisflächen Veraijs abschmelzen und das große Becken von Dünnwasser volllaufen wird. Heutzutage (17276Asgijahr|10000BC) gibt es mehrere kleinere Salzwasserbecken in der Ecke, alle von ursprünglich dichten, unterdessen schon etwas poröseren, immer dünner werdenden Eisschichten bedeckt und nicht mehr ganz so ungefährlich zu betreten. Aber du benötigst noch kein Schiff, um über diese tief liegende Fläche zwischen Shenijaks-Siijk und Veraij hinwegzukommen und so groß sind diese Wasserbecken auch wieder nicht, dass sie einem Zeres Angst bereiten könnten. Es sind mehr die Mijnns dieser Tage, die sich fürchten, versehentlich auf eine instabile Schneebrücke über einer Gletscherspalte in den zerklüfteten, bergigen Gegenden zu treten und hilflos abzurutschen. Oder aber eine instabile Eisfläche oberhalb der zugefrorenen Seen und Verbindungsgewässern zu berühren und durchzubrechen. Das ist eine denkbare Fassung, nochmals tiefer abzugleiten und am Ende unter die Eisschicht selbst zu geraten. Und das dort vorhandene Salzwasser näher kennenzulernen. Der Fischbestand in diesen Tiefen ist dagegen sehr ansprechend und deswegen gibt es schon in diesen Tagen fleißige Angler an den dafür geschlagenen Eislöchern. Die natürlich im Laufe der nächsten Tage, Wochen und Dekaden wiederum zufrieren. Auch hier hast du gute Chance als argloser Mijnn einzubrechen. Falls die neue Eisschicht darüber nicht ausreichend stabil ist, dein Gewicht zu tragen. Alles miteinander Gründe, weshalb das dienende Volk der Mijnns – sollte man sie fragen – doch bevorzugt, den deutlich längeren Weg außen herum wählt. Das heißt, entweder im westlichen Veraij strickt gerade runter, an den Bergen von Tenhka vorbei oder auch darüber hinweg, sind ohnehin nicht allzu hoch, und weiter unten im Süden an denen der Pedtjhka vorbeigeschlichen und Kursgerade Gibraltar. Und da musst du dann für nur sehr kurz über eine Eisfläche rutschen, die dafür überschaubar bleibt und nicht allzu lang ist. Dann geht’s direkt rein in die hohen Berge der Woruhka-Teij und erst danach beginnt die eigentlich nette Gegend, die dir deine Versorgungsnöte zu Hause lösen kann. Alternativ kannst du dich vorn an der Schattenburg am Tor vorbeischleichen und dabei Gefahr laufen, einem der gefährlichen Ursprungswesen zu begegnen oder auch nur vom Wächter am Tor kontrolliert zu werden. Beides meidet man tunlichst, wenn geht. Als weitere Möglichkeit in den Süden zu gelangen, ohne durchs Dünnwasserbecken durchzulaufen, geht’s – nochmals weiter östlich – zwischen den beiden mystischen uralten Burgen hindurch, Wesenburg und Schattenburg gemeint. In diesem Fall an der Schattenburg am oberen Uferrand, dann an der ungefährlichen Rückseite vorbei, wo dir weder Wächter noch Inhaftierte begegnen. Von diesen Seiten und genauso am unteren Rand – sogar von vorn, abgesehen vom Tor selbst – stellt es nur ein großes Wasserbecken, nichts weiter als das. Du kannst angeln und in späteren, wärmeren Tagen ungefährdet baden gehen … den Weg nennt man Ostwärtsumrandung des Dünnwasserbeckens, den über Gibraltar entsprechend Westwärtsumrandung. Im Falle der Ostwärtsumrandung meidest du auf jeden Fall fiese Eisflächen, musst aber höllisch anspruchsvolle Berge überwinden, im Fall der Burgentour, die Grejhka-Teij. Während weiter vorn, über Bjyzmokarr verlaufend, du zwar über kurze gefährliche Wasserläufe steigen musst, zudem direkt an der Haustür der Schattenburg vorbei, aber dafür kannst du durch die weniger steilen Bergzüge der Preyjhka-Teij. Auch hier gibt es unzählige Möglichkeiten, dich in Bedrängnis zu bringen. Solltest du allerdings von Westveraij herüberkommen und gar aus der beliebten Ecke Wolkeraus, bist du das mit den Bergketten ohnehin schon gewohnt. Du musstest über die hohen Berge der Jhiiygghka steigen und wahrscheinlich (Burgentour) über die Lyrhka klettern oder (Schattentor) wenigstens die Brosphka passieren oder ausschweifend außen herumlaufen und bereits am Anfang deiner Reise die mittleren Berge der Llhuguija durchwandern. Genau hier am nördlichen Rand oberhalb der großen Ebene von Llhuyanden liegt Vreemarr, die heilige goldene Stadt der Vakuda … ihr ganzer Stolz. Es ist die Stadt ihrer Könige, die Stadt der goldenen Eloyser, die aus ihren Reihen den Höchsten für ihre Welt Ljossalfheims bestimmt … bereits seit Jahrtausenden blüht ein florierender Handel zwischen den Kontinenten. Veraij unter dichtem Eis und Schnee versorgt nur eingeschränkt. Zu den gut nutzbaren Bezugsquellen dieser Tage zählt das nördliche und östliche Shenijaks-Siijk und Utheraijs-Gordik im Süden. Qedhraiij ist übrigens auch schon inspirierend, falls du den direkten Weg nach Osten ins obere Utheraijs-Gordik wählen möchtest, die Südlinie für dich komplett streichen, ob der besonderen Umstände um Gefahren. Gut, du musst durch die Berge der Lyrhka hindurch, aber das war’s dann auch schon an Schikanen. Also, nur für den Fall gesehen, dass du zum wandernden Handelsvolk der Xuan gehören willst. – Die bezaubernde Anderswelt von Yjans-Skah ist aber nochmals ganz anders zu bewerten. Vor allem für die wärmstens zu empfehlen, die auf das Besondere stehen. Und aufs große Abenteuer. Denn das wirst du dabei auf jeden Fall erleben … Yjans-Skah liegt genauso in Utheraijs-Gordik. Weit im Osten drüben, in etwa auf der Höhe von Qedhraiij, aber dann doch ordentlich weit runter in den warmen Süden. Aber jedweder Weg nach dorthin führt über so richtig hohe Berge. Da sind die zuvor erwähnten fast nur noch als Spielplätze anzusehen. Schon auch welche mit gehobenem Anspruch darunter. Aber nichts damit Vergleichbares. Die Ükrijhka-Teij dürften doch jedem unter uns, der halbwegs normal geraten ist, den Atem rauben und von den Nowvhka-Teij wünschen wir besser gar nicht erst anzufangen. Solltest du auf die irrwitzige Idee gekommen sein, den Weg nach Süden, erst ab Qedhraiij zu wählen, weil es bis dahin recht ungefährlich scheint? Nun, dieser Idee wirst du – solltest du’s überleben – wohl eher kein weiteres Mal nachstreben? Schon dein Rückzug dürfte über alternative Pfade führen. Außer du findest einen richtig guten Reiseleiter, der dir den einen einzigen gangbaren Weg des jeweiligen Jahres weist. Der präferierte Weg nach Yjans-Skah führt über die Ostwärtsumrandung, Schattentor oder Burgentour, schräg südöstlich weiter, lenkt dich hinein in die Ükrijhka-Teij, dann östlich über die gemäßigten Ausläufer der Nowvhka-Teij, die man gut überstehen kann. Alle davor liegenden Gebiete zählen zu Shenijaks-Siijk und werden in künftiger Zeit naher Osten, vorderer Orient oder Ölregion genannt, heutzutage Vroijkins-Doij. Und sie gehören zu Shenijaks-Siijk im Süden und nicht zu Utheraijs-Gordik im Osten. Als kleine Anmerkung dazu, was sich ändert … »Doij« bezeichnet im Übrigen die Vielfältigkeit. Das heißt, bei Aavijkahs-Doij weist es auf viele Inseln hin, bei Vroijkins-Doij auf entsprechend viele Ölquellen. Wobei nicht bekannt ist, wofür Zeres Erdöl benötigten, ob sie es überhaupt nutzten oder nur ihr Wissen darum im Archiv abgelegt wissen. Sie sind schon leicht bürokratisch votiert, die Guten … zahlreiche Unterer (Qunaan) beschäftigen sich rein damit, statistische Fakten aufzuzeichnen. Beispielsweise »wie viele Tiere pro Gattung, welcher Stadtbewohner an welchem Tag im jeweiligen Asgijahr besitzt«. Da man Tiere ja gelegentlich verspeist und sie – etwas seltener – Nachwuchs bekommen, sind diese fleißigen Unterer den lieben langen Tag damit beschäftigt, durch sämtliche verfügbaren Traijnks in die Haushalte ihrer Mitbürger zu spitzen und eben über solchen Unsinn Buch zu führen. Da bei dieser Gelegenheit auch andere Besonderheiten am Rande vermerkt werden, stellt sich die Arbeit dann doch schnell als Maßnahme zur Überwachung seiner Mitbürger heraus. Man will es nur nicht gar so offensichtlich zugeben. Somit sind auch die Magister (Qunaan) Vreemarrs nervige Leute. Wären in dieser Kaste nicht auch die interessanten Politiker der Tage zu Hause wie Yalno, die Überfrau, würde sich Antaryon mit diesen, seinerseits zumeist als Nervler abgetanen, eher kaum beschäftigen. So tut er es sehr gerne. Es gibt schließlich die reaktionären Mijnnrechtler darunter, denen nichts heilig ist, sollte man meinen. Was die sich alles trauen in den Mund zu nehmen, um die Rechte der unfreien Mijnns, auch als Sklaven bezeichnete, aufzubessern? – Ganz nebenbei, verbessern sie damit auch die Lebensqualität der Gowinnyjendiener nebendran. Von denen gibt es ebenfalls deutlich genug, dass man sie weder übersehen noch vergessen könnte. Die sorgen allerdings im Notfall auch selbst dafür, dass man sie wahrnimmt. Sind überaus findig unterwegs, die Guten und stets bestens informiert. Und nicht gar so blind den Zeres gegenüber, wie der arglose Mijnn. Der rein durch den Einfluss von Magie derart geblendet ist, dass er alles gutheißt, geradezu in den Himmel lobt, was aus der Ecke seiner vermeintlichen Götter und tatsächlichen Herren stammt … während Gowinnyjen da auch gänzlich andere Ansichten vertreten. Jetzt nicht so direkt laut ausgesprochen, mehr in der Flüsterfassung. Sie trauen sich, durchaus, ihre Besatzer vor den Toren als anmaßende Idioten zu beschimpfen und sogar die Vakuda innerhalb der besetzten Stadtmauern als treudoof, leicht verschlafen und bisweilen etwas unstet zu bezeichnen. Den einen als viel zu affektiert, den nächsten als Choleriker abzutun. Wenn es dann noch mit dekadent oder despotisch losgeht, sollte man besser seine Ohren verschließen. Gibt es Einem doch deutliche Hinweise darauf, wie wenig glamourös die Zeres sind, wenn ihre blendende Fassade erst einmal durchschaut wird. Ihre göttlich strahlende Maske von ihnen abfällt. Ja, dann sind sie auch nur als fehlerbehaftet, engstirnig, uneinsichtig und vereinzelt als strohdumm zu bezeichnen … und die Hævoqs vor dem Tor nicht minder. Nur, dass die das Sagen haben, es sprichwörtlich an sich rissen, bei der Zerstörung der Feste von Garban-Daar. Als Nessel den Thron besteigt und seitdem darum bemüht ist, ihren Schwebezustand zwischen »wir werden auf jeden Fall verhungern« und »es gibt eine Chance, falls wir die Hævoqs als höhergestellt als uns selbst akzeptieren« halbwegs im Gleichgewicht zu halten. Dass die Vakuda jemals ihr Knie vor den Hævoqs beugen könnten, ist jedoch ausgeschlossen. Auch wenn Loki, der Sprecher für die Gegenseite, seit fünfunddreißig Jahren daran glaubt, dass es passiert. Dass er dafür nur die Welt der Hævoqs um etwas Toleranz ergänzen muss. Die Welt, die sich seit AUK-Ausbruch Svartalfheim nennt, bis zum Untergang Garban-Daars, der Ermordung von Hades und der Belagerung Vreemarrs, kein anderes Gesicht vorstreckt, wie das der überschäumenden Wut. Damit kannst du einen ebenso arroganten, wie selbstverliebten Vakuden nicht wirklich tief beeindrucken. Umbringen, ja, aber das war’s auch schon. Die noch immer Stehenden werden dich nur für übelst gelaunt abtun und nichts deiner Argumente für bindend für sich selbst betrachten oder gar je akzeptieren.
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